Um 15.50 Uhr war klar: Durch den 2:0-Erfolg der Reserve des FC Schalke 04 gegen den SV Rödinghausen ist die Mannschaft von Jan Siewert auf den ersten Abstiegsplatz gerutscht. Bei einem Sieg von RW Ahlen gegen den TuS Erndtebrück am Sonntag würden die Essener sogar auf Rang 16 fallen.
"Ich denke, so wie das Spiel gelaufen ist, war es ein typisches 0:0-Spiel" analysierte Siewert auf der anschließenden Pressekonferenz in Düsseldorf. Unrecht hatte er damit nicht. Die knapp 500 Zuschauer im Paul-Janes-Stadion wurden am Samstagmittag wahrlich nicht mit einem Chancenfeuerwerk belohnt. Stattdessen spielte sich das Geschehen fast ausschließlich im Mittelfeld ab und beide Teams fielen vor allem durch ein Fehlpassfestival auf.
"Wir haben uns definitiv zu wenig Chancen herausgespielt", erkannte auch der 33-jährige Coach. Gegen die gut verteidigende Fortuna suchten die Akteure von der Hafenstraße einfach vergeblich nach den Mitteln. "Wir haben in weiten Strecken nicht unsere Balldominanz zeigen können", gelang es Siewerts Mannschaft nicht, dem Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen. Dass die Landeshauptstädter dann letztlich mit der einzigen richtig guten Chance des Spiels gleich die Führung machten, passte nach Ansicht des Essener Trainer ins Bild der bisherigen RWE-Saison: "Das ist der Unterschied, warum sie den einen Tick weiter oben stehen als wir. Da geht dann der eine Ball eben rein und bei uns geht er nicht rein. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Saison."
Doch warum kriegt eine Mannschaft, die acht Tage zuvor beim 3:3 gegen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach II noch ein mitreißendes Spiel bot und sich in der Offensive zahlreiche Chancen erspielen konnte, vorne plötzlich nichts mehr gebacken? Marcel Platzek und Marwin Studtrucker saßen nur auf der Bank, Frank Löning blieb dagegen in der Spitze völlig blass - bekam von seinen Mitspielern jedoch auch keine Unterstützung. "Marwin Studtrucker kam aus einer Verletzung", erklärte Siewert das Schonen des Angreifers damit, dass der Einsatz im Pokalspiel auf dem schwierigen Geläuf kräftezehrend war. Studtrucker selbst, der in den letzten Minuten zu einem Kurzeinsatz kam, hatte auch keine Antwort auf die Frage parat, warum das Offensivspiel soviel schwächer war als noch gegen Gladbach: "Da bin ich auch der falsche Ansprechpartner. Wir müssen jetzt versuchen, das im nächsten Spiel besser zu machen."
Hätte Rafael Garcia in der 87. Minute nicht noch den schmeichelhaften Fortuna-Siegtreffer erzielt, wäre das Spiel wohl letztendlich mit einer weiteren Punkteteilung geendet. Doch hätte das die Lage sonderlich gebessert? Auch bei einem Remis wäre Schalke an RWE vorbeigezogen und man hätte erneut beschönigend von neun ungeschlagenen Spielen in Serie sprechen können. Ausschließlich mit Unentschieden hält allerdings wohl niemand die Klasse. So sollte nun auch der Allerletzte registriert haben, dass es in den verbleibenden elf Spielen nur noch um das nackte Überleben geht. Umso schlimmer, dass sich nach Spielende nun auch die Fans von der Mannschaft abgewendet haben. Gegen den SC Verl gelten am Gründonnerstag ausschließlich drei Punkte. Da sollte dann auch mal wieder die oft beschwörte Heimstärke abgerufen werden. Doch ob vier Heim-Unentschieden in Serie für eine spezielle Stärke im Stadion Essen sprechen, steht auf einem anderen Blatt.